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Hitler opferte schließlich lieber die gesamte 6. Armee bei Stalingrad, als auch nur eine einzige Division aus dem Kaukasus abzuziehen, da nach seiner Ansicht der Krieg verloren wäre, wenn Deutschland nicht das Öl von Baku erhielte.
Was wäre geschehen, wenn es den Nazis gelungen wäre  Baku einzunehmen?
Die Wehrmacht hätte eines der größten strategischen Energiereservoirs der Welt beherrscht sowie die Landbrücke zwischen Europa und Asien. Ihrer Ölreserven beraubt, hätten die Sowjets wohl auch nicht das Ruder zum Sieg herumreißen können.

Bekanntlich kam es anders. Da die Nazis niemals Baku erreichten, standen die sowjetischen Panzer drei Jahre später in Berlin, das Öl aus Baku in ihren Tanks.
Nach 1945 ließen die Herrscher in Moskau Baku verkommen und dem Vergessen anheimfallen.

Kaspi-Region energiepolitisch von weltweitem Interesse

Doch zurück in die Gegenwart.

Die Region um das Kaspische Meer ist aufgrund ihrer Energieressourcen zu einer Zone des weltweiten Interesses geworden, in der sich ein neues Kräftegleichgewicht emtwickelt. Der Politikwissenschaftler Rainer Freitag Wirminghaus schrieb dazu: "Der Kampf um die Erdöl- und Erdgasreserven hat dabei den Begriff von einem neuen "Great Game" geprägt, dessen Auswirkungen vom Balkan bis nach China reichen. Die Bedeutung der Region im globalen Zusammenhang ist gestiegen, der von einigen vorhergesagte Abstieg zu einer "grauen Zone" der Weltpolitik hat nicht stattgefunden. In der internationalen Wahrnehmung läßt sich um das Kaspische Meer herum die "Geburt einer neuen Region" beobachten. Das Meer, das eigentlich die Kaukasusregion von Zentralasien trennt, verknüpft heute beide Teile zu einem großen euroasiatischen Wirtschaftsraum mit der Kaspischen Region im Zentrum. Diese könnte nach dem Persischen Golf zum zweiten Hauptgebiet für Hydrokarbonreserven in der Welt aufsteigen. Der wachsende weltweite Bedarf und die Möglichkeit einer für den Westen wichtigen Alternative zum Nahen Osten kommen dieser Entwicklung entgegen."

Nachdem Ende der Sowjetunion, dem holprigen Start Aserbaidschans in die Unabhängigkeit, dem blutigen Krieg mit Armenien, schwerer Wirtschaftskrise und politischer Instabilität, geht es mit dem Land seit einigen Jahren steil bergauf, zumindest ökonomisch, was seine geopolitische Bedeutung erhöht.
Bei dem jüngsten Treffen in Baku schlug Wladimir Putin seinen iranischen und aserbaidschanischen Gesprächspartnern die gemeinsame Nutzung von Pipelines zum Transport von Öl und Gas aus dem Kaspischen Meer vor.

Trilaterales Treffen von Baku: Ein Wendepunkt?

„Russland, der Iran und Aserbaidschan könnten die Umsetzung neuer Energie- und Transportprojekte in der Region erörtern… Als vorrangig gilt dabei die Realisierung von Projekten zur Erkundung und Erschließung von Öl- und Gasfeldern, vor allem im Einzugsgebiet des Kaspischen Meeres.“ ergänzte der russische Präsident.

Sollten sich diese Pläne konkretisieren, wären dies ein schwerer Schlag, für die geostrategischen Planungen des Westens, die immer von einem direkten Zugang zu den Rohstoffquellen, überwiegend durch willfährige Regime, in der Region ausging.

Die politische Katastrophe, die sich in den letzten eineinhalb Jahrzehnten im Nahen Osten vollzogen hat, hervorgerufen durch den „sogenannten Krieg gegen den Terror“ Washingtons, ist eine existenzielle Bedrohung für Russland, Iran und Aserbaidschan.

Die permanente Aufrüstung Saudi-Arabiens, die dadurch hervorgerufene Penetration von salafistischen und wahabitischen Dogmen, in der Region und darüber hinaus, hat zahlreiche Instabilitätsherde geschaffen, sowie Brutstätten des internationalen Terrorismus.

Das trilaterale Treffen von Baku dürfte diesbezüglich so etwas wie ein Wendepunkt darstellen, welcher den Aufstieg neuer Regionalmächte begleitet und den Fall der außenpolitischen Doktrin des Westens charakterisiert.

Das Treffen von Baku endete mit der Unterzeichnung einer gemeinsamen Deklaration. In dem Dokument wird unter anderem auf die Entschlossenheit der Seiten hingewiesen, „den Terrorismus, den Extremismus, die transnationale organisierte Kriminalität und den illegalen Waffenhandel zu unterbinden“. Das betreffe auch den Menschenhandel und Verbrechen im Bereich von Informationstechnologien, hieß es.

Das Thema Erdöl und Zugang zu den Erdölquellen des Kaspischen Meeres wurde dabei nur am Rande erwähnt.Das in Baku aber ein neues Kapitel des „Great Games“ eingeleitet wurde, versteht sich aber auch ohne Deklaration.
Der Ausgang dieses "Großen Spiels ist derzeit völlig offen".

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